Die Suche nach dem wahren Italien hat viele Reisende landeinwärts getrieben. Davon können die Menschen in der Toskana, Umbrien oder Piemont ein Lied singen, denn auch diese Reisewelle nahm bisweilen massentouristische Umfänge an. Nicht so in der Region Molise und im Besonderen und stellvertretend für viele kleine Städte und Orte der Region in Venafro.
Ursprüngliches italienisches Lebensgefühl und Lebensart mit allen Sorgen, Nöten und Freuden werden für den Gast, sofern er ein Gespühr dafür hat, im Süden Italiens erlebbar.
Samniten und Römer in Venafro
Im 5. Jahrhundert v. Chr. kam es zur ersten Stadtgründung durch die Samniten. In ihrer Sprache, dem Oskischen, sind auch die Wurzeln für den Namen Venafro zu finden und er beschreibt die Fruchtbarkeit und Schönheit der Erde dieses Ortes im Volturnotal. 290 v. Chr. nach der Niederlage der Samniter in der Schlacht von Aquilonia wurde Venafro römisch. Kaiser Augustus nahm sich um die Zeitenwende Venafros an und entwarf auf einem Raster rechtwinkeliger Achsen die Stadt. Der Aquädukt, das Theater und das Amphitheater – Il Verlascio – sind heute noch Zeugen jener prunkvollen Epoche. Im Archäologischen Museum, das in einem Kloster aus dem 17. Jahrhundert untergebracht ist, findet man weitere einmalige Exponate, darunter eine berühmte Venusstatue und Gegenstände des täglichen Lebens aus samnitischer und römischer Zeit.
Den Weg zum Römischen Theater am Rande der Altstadt sollte man auf jeden Fall auf sich nehmen. Erfahrene und engagierte Archäologen bringen längst Vergessenes wieder zu Tage. An die 4.000 Zuseher erfreuten sich einst an griechischen Tragödien, Wasserspielen und Wasserschlachten sowie an Tettimini, den freizügigen Revueshows der sinnesfreudigen Römer.
Heute ist das Theater in intesive Düfte der üppigen Vegetation getaucht, dennoch kann man die Spuren der Geschichte im Theater gut erkennen. Im Mittelalter diente es als Wohnort einer Gemeinde, welche die Strukturen des Theaters verwendete und in ihren Werkstätten die Baumaterialien der Römer zu den ihren machte. Die Reste der mittelalterlichen Werkstätten belegen, dass das Römische Theater als Mine für die Produktion von Baumaterial diente und noch heute zieren Elemente der Römerzeit viele historische Gebäude von Venafro.
Altstadt mit Castello Pandone
30 Kirchen begleiten den Stadtwanderer in Venafro mit ihrem Geläut‘ durch die Stadt. Aufgrund der Nähe zum geistigen Zentrum Cassino gewann auch Venafro an kirchlicher Bedeutung, die sich in einer großen Zahl an Kirchen und Klöstern niederschlug, die den unverwechselbaren Charme der Stadt mitbestimmen und den man am besten bei einem Cafe in der Altstadt auf sich wirken lässt, bevor man weiter an unzähligen Palazzi – wie den Palazzo del Prete – vorbei zum Castello Pandone gelangt.
Auf mehr als 1.000 Jahre Geschichte kann auch die mächtige, über der Stadt Venafro thronende Burg Castello Pandone zurück blicken. Den ersten Turm errichteten die Langobarden im 10. Jahrhundert und die wechselvolle Geschichte des Castellos stabilisierte sich erst Mitte des 15. Jahrhunderts, als die Spanier Francesco Pandone als Conte di Venafro einsetzten. Die Familie Pandone sorgte nicht nur mit der Renaissance-Erweiterung der Burg für das heutige äußere Erscheinungsbild der Burg, sondern mit den 26 lebensgroßen Pferdemotiven an den Wänden, die Enrico Pandone anbringen ließ, auch für eine eigenwillige Gestaltung mehrer Räumlichkeiten im Inneren. Tragisch auch das Ende von Giovanni di Capua, der für seine Braut Maria Vittoria Piccolomini das Castello zu Beginn des 18. Jahrhunderts in weiten Bereichen neu gestalten ließ. Am Weg seine Braut, die bereits Richtung Venafro unterwegs war, abzuholen, verunglückte er kurz vor der Hochzeit mit seiner Kutsche. Das Castello Pandone, ein Ort mit vielen Geschichten und einem phantastischen Ausblick auf Venafro.
Olivenpark
Venafro ist umgeben von Olivenhainen. Von hier stammt das köstliche Öl, das seit der Antike von Horaz, Plinius und Sarbon besungen und geschätzt wurde. Heute besinnt man sich wieder einstiger Vorzüge und schuf am Stadtrand einen 550 Hektar großen Olivenpark, Parco Regionale dell’Olivio di Venafro. Wanderwege und Lehrpfade durch Olivenhaine für die Touristen und strenge Qualitätsvorschriften für die Ölproduzenten sollen das Olivenöl aus Venafro mit der Hauptsorte Aurina wieder an den einstigen Ruhm heranführen.
Hoteltipp in Venafro: B&B Palazzo Dimora del Prete di Belmonte
Ein Reisetipp von Gustav Schatzmayr, goodstuff AlpeAdria.
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