Ausgrabungen und Funde belegen, dass schon die Kelten vom 5. bis zum 1. vorchristlichen Jahrhundert an der Schwäbisch Haller Salzquelle siedelten und eine Saline betrieben. Dem „Weißen Gold des Mittelalters“ ist es zu verdanken, dass in diesem topographisch ungünstig engen Kochertal eine Siedlung entstand und ihren Bewohnern zu Ansehen und Wohlstand verhalf. In der Weiheurkunde der St. Michaelskirche von 1156 wird Schwäbisch Hall als „Halle“ erstmals urkundlich erwähnt.
Die Stadt stand unter dem Einflussbereich der Staufer und vermutlich war es Friedrich I. (Barbarossa), der in Hall eine Münzprägestätte errichtete, in der die Heller (Haller Pfennige) hergestellt wurden. Saline – Salzgewinnung durch Verdampfen der Sole – und Münzprägung führten zu einer ersten Blütezeit der Stadt, die 1280 den Status einer Reichsstadt erlangte.
Vom 14. bis zum 16. Jahrhundert erweiterte die Reichsstadt Hall systematisch ihre Landgebiete. 1595 kam Vellberg als letzte große Erwerbung zu Schwäbisch Hall. Viele Bauwerke wie der spätgotische Neubau der Kirche St. Michael sind Zeugen jener erfolgreichen Epoche. Ab 1522 reformierte Johannes Brenz Hall im Sinne Luthers und unterband einen Bildersturm. So bleiben fast alle religiösen Kunstwerke in den Kirchen erhalten. Die beiden großen Brände von 1680 und 1728 führten zu einem Neubau großer Teile der Stadt in barocker Form. 1802 verlor Hall die Selbstständigkeit und wurde württembergisch. Die Saline wurde verstaatlicht und verlor nach Erschließung von Steinsalzlagern im Heilbronner Raum stark an Bedeutung, wurde aber bis 1924 weitergeführt. Erst 1934 wurde Hall offiziell zu „Schwäbisch Hall“ und erlebte nach den – auch in Schwäbisch Hall – sehr dunklen Jahren der NS-Diktatur und 2. Weltkriegs eine neue Blütezeit.
Schwäbisch Hall – Stadtspaziergang Geschichte und Kunst
Geschichte und Kunst folgen dem Besucher in Schwäbisch Hall auf Schritt und Tritt. Mit einer Stadtführung erlebt man die 2.500 Jahre Stadtgeschichte in rund 90 Minuten mit Geschichten und Geschichtchen der kompetenten Führer. Am Ausgangspunkt der Stadtführung hat man mit der Michaelskirche bereits einen Höhepunkt vor Augen, die mit ihrer berühmten Treppe mächig über dem Marktplatz thront. Die Kirche wurde 1156 geweiht und bis 1573 immer wieder erweitert, so entstand ein Mix aus unterschiedlichen Epochen mit Kunstschätzen wie dem Passionsaltar, der aufgrund des behutsamen Reformators Brenz erhalten blieben. Auf den 53 Stufen der Treppe vor St. Michael finden seit 1925 die Haller Freilichtspiele statt, die Theateraufführungen und Musicals in den Mittelpunkt dieses besonderen Erlebnisses stellen.
Mit dem Rathaus (1732), dem barocken Schmuckstück am Marktplatz gegenüber der Michaelskirche steht man vor einem weiteren Wahrzeichen der Stadt, auf dem noch heute der Doppeladler zu sehen ist, der an die bis 1802 währende Geschichte der Salzsiederstadt als Freie Reichsstadt erinnert. Durch die Obere oder Untere Herrengasse, die mit bedeutenden und typischen Bauten mehrerer Jahrhunderte gespickt sind, gelangt man zum Hällisch-Fränkischen Museum. In sieben historischen Gebäuden wird die Geschichte der Stadt und ihrer Umgebung dokumentiert. Weiter bergab geht es dann zur Kocherinsel Unterwöhrd, Heimstätte des Haller Globe Theaters, nach dem Vorbild des Shakespeare-Theaters in London. Unweit davon – inmitten eines Parkplatzes – befindet sich der Ursprung des Schwäbisch Haller Daseins, die Salzquelle. Sie speist heute die unterschiedlichen Pools im Solbad Schwäbisch Hall.
Kunsthalle Würth
Den Spaziergang kann man an der Kunsthalle Würth enden lassen. Dazu muss man nur den Fluss Kocher überqueren und betritt damit die Welt der modernen und zeitgenössischen Kunst, die in Schwäbisch Hall untrennbar mit dem Kunstmäzen Reinhold Würth verbunden ist. Das 2001 eröffnete Museum, das auf dem ehemaligen Areal der Haller Löwenbrauerei – das Sudhaus aus 1903 wurde integriert – errichtet wurde, entwickelte sich zum Publikumsmagneten und präsentiert neben Sonderausstellungen Werke aus der mehr als 13.000 Werke umfassenden Würth-Sammlung.
Die Johanniterkirche, 12. Jahrhundert, wurde 2008 als Dependance der nahen Kunsthalle Würth neu eröffnet. Die Sammlung Alter Meister fand darin ihre neue Heimstätte. Prunkstück der Sammlung ist das Meisterwerk von Hans Holbein der Jüngere (1497/98-1543) „Madonna des Bürgermeisters Jacob Meyer zum Hasen“ bekannt als Schutzmantelmadonna. Es zählt zu den berühmtesten, bedeutendsten und schönsten Gemälte des 16. Jahrhunderts.
Ausflugstipp: Die nahe Stadt Vellberg, das kleine Rothenburg.
Ein Reisetipp von Petra Scherr, goodstuff AlpeAdria.
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